Barrierefrei

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Nein, die Zielgruppe sind nicht allein Rollstuhlfahrer. Ja, die meisten Tourismusbetriebe werden feststellen, dass ein guter Teil ihrer Gäste immer älter wird. Und das Grundprinzip des „Tourismus für alle“ sollte keinen ausschließen. Europaweit machen Reisende mit Einschränkungen einen wachsenden Teil des Marktes aus. Zeit also, sich darauf einzustellen. Ein zugänglicher Betrieb ist zugänglicher für alle.

Eine Frage der Haltung

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Eine zugänglich Unterkunft ist in erster Linie eine Frage Ihrer Haltung und der des Personals! Kleine Anpassungen werden gerne angenommen. Wichtigste Voraussetzung für einen Betrieb, der zugänglich sein will, ist eine offene Kommunikation. Sie und Ihr Personal müssen nicht unsicher sein im Umgang mit Menschen mit einer Beeinträchtigung. Viele dieser Gäste kommen sehr gut zurecht und fragen notwendige Hilfestellungen an.

Vertrauen Sie einfach Ihrem Bauchgefühl.

Einige Tipps haben wir für Sie vorbereitet:

Allgemeine Faustregeln

  • Sprechen Sie den Gast direkt an und nicht die Begleitperson.
  • Menschen mit einer geistigen oder sprachlichen Beeinträchtigung brauchen Zeit, um sich mitzuteilen – oder zu entscheiden. Haben Sie einfach etwas Geduld.
  • Ihr Gast weiß selbst am besten, was er braucht. Sie müssen nicht für ihn oder sie denken.
  • Fragen Sie nach, bis Sie genau verstanden haben.
  • Sprechen Sie, wie Sie es immer tun – Sie müssen Verben wie „hören“, „gehen“ oder „schauen“ nicht extra vermeiden.
  • Verschweigen Sie nicht die Zugänglichkeit Ihres Hauses: Bei konkreter und korrekter Information kann der Gast sich besser einstellen.
  • Helfen Sie nicht, ohne Ihre Hilfe vorher abgesprochen zu haben. Ihr Gast könnte sich erschrecken, wenn er plötzlich angefasst oder angeschoben wird.

Werfen sie noch einen Blick auf Ihre Fluchtwege und das Brandsignal. Sind die Fluchtwege für Menschen mit Beeinträchtigung zu nutzen? Gibt die Brandmeldeanlage auch ein optisches Warnsignal?

Hier einige Beispiele, wie Sie sich auf bestimmte Beeinträchtigungen einstellen können (Quelle: Toerisme Vlaanderen):

Gäste mit mobiler Beeinträchtigung

  • Wenn es geht, kommunizieren Sie auf Augenhöhe – etwa, indem Sie für Sitzgelegenheiten (für sich) sorgen.
  • Bedienen Sie die Begleitperson nicht über den Kopf eines Rollstuhlfahrers hinweg - vor allem nicht heißen Kaffee...
  • Apropos Kaffee: Wenn Ihr Gast zittert oder seine Hände nur eingeschränkt bewegen kann, lieber eine größere Tasse bzw. größere Gläser anbieten und diese nicht ganz füllen.

Gäste mit eingeschränktem Sehvermögen

  • Viele Menschen sind nicht blind, sondern nur beeinträchtigt. Viele könnten Infos und auch Speisekarten selber lesen, wenn diese in ausreichend großen Buchstaben gedruckt sind.
  • Stellen Sie sich vor mit Namen und Ihrer Funktion.
  • Sagen Sie, was sie tun – insbesondere, wenn Sie sich entfernen. Sonst spricht der Gast weiter.
  • Geben Sie genaue Richtungsangaben, melden Sie vorhandene Stufen und ob diese auf- oder absteigen

Gäste mit eingeschränktem Hörvermögen

  • Möchten Sie die Aufmerksamkeit des Gastes, um etwas mitzuteilen? Tippen Sie sachte auf Arm oder Schulter.
  • Halten Sie Augenkontakt, wenn Sie sprechen. Ihre Lippen müssen lesbar bleiben. Wenn Sie vor einer hellen Lichtquelle stehen, ist Ihr Gesicht im Schatten – und nicht gut zu sehen.
  • Sprechen Sie etwas langsamer und achten Sie mit darauf, dass nicht alle durcheinander reden und der Hintergrundlärm nicht zu präsent ist.

Gäste mit geistigen Einschränkungen

  • Ein freundlicher Gesichtsausdruck, ein Lächeln sind immens wichtig.
  • Sprechen Sie den Gast in normaler Sprache an. Sinnvoll sind kurze Sätze, einfache Fragen und konkrete, kurze Informationen.
  • Testen Sie kurz das Verständnis Ihres Gastes. Kann er lesen und schreiben? Falls nicht, bieten Sie Ihre Hilfe bei Eintragungen an, z.B. der Gästeinformation an. Teilen Sie mit, dass Sie diese Hilfe auch andere Gästen anbieten. 
  • Im Haus gibt es Piktogramme? Sehr gut. Testen Sie, ob sie dem Gast bekannt sind bzw. erklären Sie die Zeichen.
  • Illustrationen und Bilder unterstützen Ihre Erklärungen.
  • Geben Sie Ihrem Gast Zeit, Entscheidungen selbst zu treffen.

Gäste mit Autismus

  • Stellen Sie sich vor und teilen Sie mit, an wen sich der Gast mit Fragen oder Bedürfnissen wenden kann.
  • Konkrete Sprache: Sagen Sie exakt, was Sie mitteilen oder fragen wollen.
  • Geben Sie genau an, was wann passiert. Ggfs. mit einem Zeitschema an der Rezeption, z.B. für Frühstück und Abendessen.
  • Geben Sie Ihrem Gast Zeit, Entscheidungen selbst zu treffen.